Welche Aussagen oder Inhalte möchte ich mit meiner Arbeit vermitteln und mit welchen künstlerischen Mitteln möchte ich diese Botschaft transportieren? Dies sind keine leicht zu beantwortenden Fragen, denn um diese zu beantworten, musste ich tief in mich hineingehen, um herauszufinden, was mich bewegt und berührt.
Erinnerungen
Im Laufe meines Lebens habe ich viele geliebte Menschen verloren. Großeltern, Vater, Mutter, Bruder und Freunde. Dies prägte mein Leben maßgeblich. Immer wieder stellte ich mir die Frage: Was bleibt von diesen Menschen zurück? An meine Mutter erinnere ich mich noch sehr deutlich. Mit ihr verbinde ich Erlebnisse und Erinnerungen aus der Kindheit. Meine Kinder hingegen durften sie nicht mehr kennenlernen. Ihnen bleiben nur Fotos, einige Briefe und meine Erzählungen. Das Andenken an einen Menschen ist bedingt durch die Zeit. Oft verblassen die Erinnerungen schon nach wenigen Jahren oder Jahrzehnten, weil es keine Zeitzeugen und deren Berichte mehr gibt. Dann bleiben tatsächlich nur noch Bilder übrig. Und auch diese gehen irgendwann verloren. Ich frage mich also: „Bleibt überhaupt etwas übrig?“ Meine Antwort darauf lautet: „Ja.“
Dies erleichtert, muss jedoch erklärt werden:
Meinen
Großvater habe ich nie kennenlernen dürfen. Von Verwandten und Fotos
weiß ich jedoch, dass ich seine Nase geerbt habe. Dieses genetische
Merkmal hat also bis zu meiner Generation überdauert. Wenn ich in den
Spiegel schaue, erkenne ich auch meine Mutter. Denn ich habe ihre Augen.
Schon oft wurde mir gesagt, dass ich manchmal schaue wie mein Vater.
Also hat auch dieses optische Merkmal die Zeit überdauern können. Dieser
Gedanke ist tröstlich. Meine verstorbene Familie lebt in mir.
Aber: Wenn meine Vorfahren in mir wiederzufinden sind, wer genau bin ich dann eigentlich?
Herkunft, Identität
Wer
bin ich wirklich? Wo kommen ich und meine Vorfahren her?
Beschränkt
sich meine Herkunft auf das geografische Territorium, in dem ich geboren
bzw. aufgewachsen bin? Wie definiere ich den Begriff „Herkunft“? Wie
wird dieser von meinen Mitmenschen definiert und welchen Einfluss hat er
auf meine Identität?
Ich bin in der Dominikanischen Republik geboren und lebe seit 30 Jahren in Deutschland. Meine Urgroßeltern, Großeltern und Eltern, haben in der Dominikanischen Republik gelebt. In einem Land, das wie viele andere Länder Lateinamerikas, vom Kolonialismus geprägt wurde. Ich bin, was man als mixed-race oder Mischling bezeichnen würde. Meine Mutter war Mulattin, mein Vater weiß. „Wo kommst Du ursprünglich her?“ werde ich oft gefragt. Wie sich während meines Projektes herausstellte, komme ich nicht aus einem Land, sondern aus mehreren.
Wie ein DNA-Porträt entsteht erfährst Du hier.